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Zwangsstörungen sind ein Thema, das viele Menschen betrifft, aber oft missverstanden wird. In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine Zwangsstörung ist, wie sie sich äußern kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um das Leben mit dieser Erkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern.

Was ist eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene unter wiederkehrenden, unerwünschten Gedanken (Zwängen) und Verhaltensweisen (Zwangshandlungen) leiden. Diese Gedanken und Handlungen können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Bei schweren Fällen können betroffene nicht mehr die Wohnung verlassen, verlieren Kontakte, können nicht mehr arbeiten, studieren oder zur Schule gehen. Partnerschaft und Familie können massiv beeinträchtigt werden. Hier einige Beispiele:

      • Zwangsgedanken: Das sind ungewollte und belastende Gedanken, Bilder oder Impulse, die immer wieder auftauchen. Beispiele dafür sind die Angst, sich oder andere zu verletzen, oder die ständige Sorge, dass etwas Schlimmes passieren könnte.
      • Zwangshandlungen: Dies sind wiederholte Verhaltensweisen oder mentale Handlungen, die ausgeführt werden, um die Angst oder das Unbehagen zu reduzieren, das durch die Zwangsgedanken verursacht wird. Beispiele dafür sind häufiges Händewaschen, ständiges Überprüfen von Schlössern oder das Zählen bestimmter Dinge.

      Fallbeispiel: Lisa

      Lisa ist eine 29-jährige Frau, die seit mehreren Jahren unter einer Zwangsstörung leidet. Ihre Hauptsorge dreht sich um die Angst, ihre Familie durch Verunreinigungen zu gefährden. Dies hat dazu geführt, dass sie täglich mehrere Stunden mit Händewaschen und Desinfizieren verbringt. Wenn sie das Haus verlässt, überkommt sie häufig der Drang, alles kontrollieren zu müssen, um sicherzustellen, dass sie keine Keime verteilt. Dieser Zwang hat ihre sozialen Aktivitäten stark eingeschränkt und auch ihre berufliche Leistung beeinträchtigt, da sie viel Zeit mit ihren Zwangshandlungen verbringt.

      Nachdem Lisa sich entschlossen hat, Hilfe zu suchen, beginnt sie eine Therapie mit Kognitiver Verhaltenstherapie und fokussiert sich auf Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP). In der Therapie lernt sie schrittweise, sich bewusst „kontaminierten“ Gegenständen auszusetzen, ohne ihre üblichen Reinigungsrituale auszuführen. Zusätzlich verschreibt ihr Arzt einen SSRI*, um die Intensität der Zwangsgedanken zu verringern. Im Laufe der Zeit und mit viel Geduld gelingt es Lisa, die Kontrolle über ihre Zwangshandlungen zurückzugewinnen. Sie verbringt nun weniger Zeit mit Reinigen und ist in der Lage, ihre sozialen Kontakte wiederaufzunehmen und ihre Arbeit effektiver zu bewältigen.

      *Ein SSRI (selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) ist eine Art von Medikament, das häufig zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen eingesetzt wird. SSRI erhöhen, den Spiegel des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn. Sie werden oft verschrieben, da sie im Vergleich zu anderen Antidepressiva in der Regel weniger Nebenwirkungen haben.

      Wie kann man eine Zwangsstörung behandeln?

      Die gute Nachricht ist, dass Zwangsstörungen gut behandelbar sind. Hier sind die gängigsten Methoden: 

      1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Dies ist die am häufigsten empfohlene Therapieform für Zwangsstörungen. In der KVT lernen Betroffene, ihre Zwangsgedanken und -handlungen zu erkennen und zu verändern. Ein wichtiger Bestandteil ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP), bei der man sich schrittweise den angstauslösenden Situationen stellt, ohne die Zwangshandlungen auszuführen. Dies hilft, die Verbindung zwischen den Gedanken und den Handlungen zu schwächen, sodass die Gedanken mit der Zeit weniger Angst auslösen. 
      2. Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), hilfreich sein, um die Symptome zu lindern. Diese Medikamente können in Kombination mit KVT besonders wirksam sein. Für Menschen mit schweren Symptomen ist diese Kombination oft besonders erfolgreich.  
      3. Einbeziehung von Angehörigen: Familienmitglieder und Freunde spielen oft eine wichtige Rolle im Umgang mit einer Zwangsstörung. Die Erkrankung kann für Angehörige sehr belastend sein, und daher ist es hilfreich, sie in die Therapie einzubeziehen, um besser zu verstehen, wie sie Unterstützung leisten können. 

      Fazit

      Zwangsstörungen können das tägliche Leben stark beeinträchtigen, doch die verschiedenen Therapie- und Behandlungsansätze bieten wirksame Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, unter Zwangsgedanken oder -handlungen leidet, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Behandlung, wie sie in Lisas Fall beschrieben wird, kann einen großen Unterschied machen und dazu beitragen, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen.

      Copyright Foto: Andrii Yalanskyi / Shutterstock.com